Das Motto der EU lautet "In Vielfalt geeint", aber nichts spaltet Europa so sehr wie die Osterfeiertage. Wenn Sie verwirrt sind, wer wann frei hat, keine Sorge, das gilt auch für den Rest von Europa.
Obwohl Ostern im zunehmend säkularen Europa seine religiöse Bedeutung weitgehend verloren hat, variiert der Status der Feiertage auf dem Kontinent stark: Von Karfreitag bis Pfingstmontag gelten in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Tage als Feiertage.
Und seien wir ehrlich: Es gibt nie genug Feiertage für Arbeitnehmer. Wenn Sie jetzt also sehen, dass ihr Nachbarland mehr Feiertage hat, ist es nur natürlich, wenn Sie einen Anflug von Neid verspüren.
Wie sieht also die Karte der Osterfeiertage in der EU aus?
Ausnahmsweise haben Protestanten mehr frei
Bei den Osterferien sieht man eine klare Nord-Süd-Spaltung der EU:
Nordeuropa, insbesondere die Länder mit protestantischen Wurzeln, gewähren in der Regel mehr freie Tage zu Ostern als die südlichen, katholischen Länder.
Das ist angesichts der so genannten protestantischen Arbeitsethik, die der Soziologe Max Weber sogar als Grundlage des Kapitalismus bezeichnete, eher ungewöhnlich.
Dennoch feiern traditionell "hart arbeitende" Nationen wie Deutschland Ostern in großem Stil und bekommen fast das gesamte Osterferienpaket frei- Karfreitag, Ostermontag und sogar Christi Himmelfahrt und Pfingstmontag.
Seltsamerweise ist der Ostersonntag selbst zwar ein kirchlicher, aber kein bundesweiter gesetzlicher Feiertag. Nur in Brandenburg gilt er als Feiertag.
Überraschung am Ostersonntag
Deutschland ist keine Ausnahme: In vielen EU-Ländern wird der Ostersonntag nicht offiziell als Feiertag anerkannt - und zwar nicht, weil er nicht wichtig wäre, sondern weil Sonntag ohnehin als arbeitsfreier Tag gilt.
Stattdessen verlagert sich der Schwerpunkt auf den Ostermontag, der in den meisten Ländern ein gesetzlicher Feiertag ist.
Mindestens zwölf EU-Länder, darunter Österreich, Frankreich, Tschechien, die Slowakei, Kroatien, Slowenien und Luxemburg, zählen den Ostersonntag aus demselben Grund nicht zu den gesetzlichen Feiertagen.
Davon abgesehen ist der Ostermontag in fast allen EU-Ländern ein gesetzlicher Feiertag, mit einigen wenigen Ausnahmen wie Spanien, wo er nur in bestimmten autonomen Regionen wie Katalonien, dem Baskenland und Navarra ein Feiertag ist, und Portugal, wo er überhaupt nicht offiziell anerkannt ist.
Das Karfreitags-Flickwerk
Malta macht es widerum ganz anders: Dort ist Ostermontag kein Feiertag, dafür gilt aber Karfreitag als einziger nationaler Feiertag in der Osterzeit.
Sehr zur Verwunderung gilt der Karfreitag wiederum in einigen traditionell katholischen Ländern nicht als Feiertag, z. B. in Italien und Spanien, aber auch in Frankreich, Slowenien und Litauen ist er kein freier Tag.
In Irland ist der Karfreitag ebenfalls kein gesetzlicher Feiertag, aber er wird oft informell begangen und viele Geschäfte bleiben geschlossen.
In Österreich galt der Karfreitag früher als "selektiver" Feiertag für Angehörige bestimmter religiöser Gemeinschaften, wie der altkatholischen Kirche und der Methodisten.
Dies änderte sich nach einem Fall aus dem Jahr 2015, in dem ein Mitarbeiter einer Privatdetektei wegen religiöser Diskriminierung klagte, weil er kein Urlaubsgeld erhielt. Der Fall landete vor dem Europäischen Gerichtshof, der 2019 entschied, dass solche selektiven Feiertage aufgrund der Religion eine unmittelbare Diskriminierung darstellen.
Das erweiterte Osterfest: Himmelfahrt, Pfingsten (und Gründonnerstag)
Sie denken, Ostern endet spätestens nach Ostermontag? Falsch gedacht. Christi Himmelfahrt (40 Tage später) und Pfingstmontag (50 Tage danach) werden mit einigen freien Tagen gefeiert.
Wenn Sie in Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland oder den Niederlanden leben, haben Sie Glück: Beide Tage sind Feiertage. In Ländern wie Griechenland, Ungarn und Portugal werden sie dagegen ganz ausgelassen.
In Dänemark, Italien, Polen und Schweden wird nur Christi Himmelfahrt gefeiert, Pfingsten ist hier aber kein freier Tag.
Gründonnerstag (der Tag vor Karfreitag) ist in den meisten EU-Ländern kein gesetzlicher Feiertag, wird aber dennoch mancherorts als solcher begangen.
In Dänemark, wo er "Skærtorsdag" genannt wird, ist er ein gesetzlicher Feiertag. In Spanien ist er in bestimmten Regionen wie Andalusien, Kastilien und León ebenfalls ein freier Tag - denn im Zweifelsfall sollte man immer einen weiteren Feiertag hinzufügen.